Was gehört zu deiner „Kindheit wie damals"? Welche Kindheitserinnerung fällt dir als erste ein? Und gibt es vielleicht auch den passenden Geschmack und Duft dazu?
Die EBSG mag: Kindheitserinnerungen mit süßen Flecken BLOG / #Alles im grünen Bereich


„Flecken-Beeren“
Eine meiner Lieblingsfragen, die ich als Kindergartenkind angeblich nie müde wurde meiner Oma zu stellen lautete: „Oma wann gibt's die Flecken-Beeren wieder?“
Damit waren die schwarzen Maulbeeren in Oma's Garten gemeint. Meine Mama hat mich nur sehr ungern in die Nähe dieses Baumes gelassen, weil ich Minuten später über und über mit dunklen Flecken übersät war. Selbst die Hühner, die mit dem eiweißhältigen Obst gefüttert wurden, haben während der Maulbeerzeit ein fleckiges Federkleid getragen. Angeblich war ja das einer der Hauptgründe warum dieser ehemals beliebte und typisch burgenländische Baum im ganzen Land gefällt wurde: Wegen dem „Dreck“ den die Beeren auf Straßen und Gehwegen hinterlassen haben. Dabei: Wenn du die Maulbeeren rechtzeitig erntest, vernaschst oder verkochst, kannst du das Fleckenproblem auch klein halten.
„typisch burgenländisch“
Während der Kriegs- und Nachkriegszeit gab es bis in die 70-er Jahre fast keinen burgenländischen Garten ohne einen Maulbeerbaum. In manchen Gegenden ist man sogar durch lange Maulbeerbaum-Alleen gefahren. Für das Burgenland war die so genannte „Kopfholzwirtschaft“ typisch, für die die gleichnamigen Kopfbäume benötigt wurden. Neben den bekannten Kopfweiden zählt nämlich auch die Kopf-Maulbeere dazu, die als Futterpflanze der Seidenraupen aber eine ganz andere historische Bedeutung als die Weide und das Handwerk der Korbflechterei hat. Die wenigen verbliebenen Kopf-Maulbeeren – zum Beispiel in Eisenstadt – sind ein Relikt der Seidenraupenzucht.
Spannend! Der aus Westindien stammende Maulbeerbaum kam für diesen Zweck schon im 6. vorchristlichen Jahrhundert über Konstantinopel nach Südosteuropa und später bis nach West- und Zentraleuropa. Maria Theresia ließ den Baum kultivieren um von den teuren Seidenimporten aus China unabhängig zu werden. Als die Kunstseide erfunden wurde, geriet auch der Maulbeerbaum als Raupenfutterbaum in Vergessenheit. Eine Hochzeit erlebte das Maulbeergewächs noch einmal in den 1930-er Jahren, weil es im 2. Weltkrieg großen Bedarf an Fallschirmseide gab.
„nice to meet you“
Hast du schon Bekanntschaft mit der Maulbeere gemacht? Maulbeeren zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Griechen und Römer wussten die Früchte zu schätzen und sowohl in der Bibel als auch im 5000 Jahre alten chinesischen und ältesten Buch über Ackerbau und Heilpflanzen wird der Maulbeerbaum erwähnt. Vielleicht kennst du ja die berühmte Schwester der Maulbeere: Die Feige. Die beiden gehören zur gleichen Pflanzengattung innerhalb der Familie der Maulbeergewächse.
Zur Gattung zählen insgesamt etwa zwölf Arten. Die schwarze, die weiße und die rote Maulbeere sind wohl die bekanntesten.Welche Sorte dir am besten schmeckt, musst du natürlich selber heraus finden.
Man sagt: Die verschiedenen Sorten haben auch verschiedene Geschmäcker. Während die schwarzen und roten intensiver – süßlich und saftig – schmecken, wird von einigen die weiße Maulbeere als eher „neutral“ beschrieben. Ich finde ja, dass alle getrocknet noch viel viel intensiver schmecken. Die getrockneten Beeren kannst du dann für Müslis, in Kuchen oder auch für Chutneys verwenden. Damit kannst du eine ganz besondere Geschmacksnote erzielen.

Selbstverständlich gesund
Und - wie könnte es anders sein – sind sie auch total gesund. Das verrät schon die Farbe der roten und schwarzen Beeren. Früchte mit dunklen Farben können immer mit den meisten Antioxidantien prahlen. Das ist auch bei den Maulbeeren so.
Und was können sie noch?
- sie können Herz-Kreislauferkrankungen, Cholesterin und Bluthochdruck senken
- sie können sich sehr positiv auf die Verminderung von Entzündungen und den Blutfettspiegel auswirken.
- sie können Husten lindern
- sie können bei Anämie, Blasenentzündung, Diabetes, Erkältung, Haarausfall, Harnwegsentzündungen, Harnwegsinfekte, Schuppen und Verstopfung helfen
- und sie tun mit ihrem Fluor und Zink den Knochen und Zähnen gut
Wenn du es den Menschen auf dem Balkan nachmachen möchtest, kannst du die Blätter als Tee bei hohem Blutzuckerspiegel, aber auch als Heilmittel bei Fieber und Verstopfung trinken. Noch in „Insider-Tipp“: Der Tee soll außerdem vor Heißhungerattacken auf Süßes bewahren. Berichte mir bitte, ob das bei dir auch funktioniert!
„in Mode“
Die Redewendung: „Alles kommt irgendwann wieder“, trifft auch auf die Maulbeerbäume zu. Im Seewinkel hat man schon vor einigen Jahren mit der neuerlichen Kultivierung von Maulbeerbäumen begonnen und bietet erfolgreich verschiedene Produkte von der Maulbeere an. Kein Wunder, dass auch sie plötzlich sogar zum so genannten Superfood gezählt wird. Zuerst pfui und dann hui. Da geht es ihr nicht besser als vielen anderen fast vergessenen Gemüse- und Obstpflanzen. Wenn du dem Maulbeerbaum jetzt auch zur neuen Hochblüte verhelfen willst darfst du wissen:
Die Bäume sind für jedermann sehr pflegeleicht. Alles was sie brauchen ist genügend Platz und Abstand zu anderen Pflanzen, einen lockeren, sandigen eher kalkhältigen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Platz und Menschen, denen Flecken am Boden nichts ausmacht. Als Ausgleich schenkt dir der Baum Früchte und eine bis zu mehrere hundert Jahre lange Baumfreundschaft. Bis zur ersten Ernte musst du dich allerdings ein wenig gedulden. Die ersten Früchte können meistens erst nach 5 Jahren geerntet werden. Die Ernte dauert mehrere Wochen weil die Beeren nicht alle gleichzeitig reif werden. Start ist meistens im Juli. Wenn sich die Beeren leicht vom Stamm lösen ist es soweit. Ich empfehle dir ein Netz oder Tuch unter den Baum zu legen und sachte zu schütteln.

„Gutes für´s Maul“
Die Ernte sollte schnellstmöglich gegessen oder verarbeitet werden, weil Maulbeeren sehr rasch verderben. Wenn du es innerhalb von 1 bis 2 Tagen nicht schaffst, solltest du gleich ans Trocknen denken. Auf jeden Fall bieten dir die frischen Beeren jede Menge tolle Verarbeitungsmöglichkeiten. Ich setze Liköre an, koche Marmeladen, Chutneys, Sirup, Püree oder Kompott ein. Auch zum Entsaften eignen sie sich gut. Und Einfrieren ist auch noch eine Option.
Maulbeeren machen sich gemeinsam mit anderen Beeren gut in süßen Kaltschalen und passen auch in Kuchen und süße Aufläufe ausgezeichnet. Zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen gehört das Grießkoch mit Maulbeeren nach Doci-Oma-Art. Und so schnell kannst du eine Frühstücksmarmelade rühren:
Zerquetsche 2 Hände voll frische Maulbeeren und verrühre sie mit 1 Messerspitze Vanillemark und 1 TL getrockneten Zitronenschalen. Fertig!
Einen Sommer voller schöner Erinnerungen wünschen die Kräuterhexe und die EBSG!

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