Zum Platzen prall. Üppig und fruchtbar breitet sich die Natur jetzt vor dir aus.
Doch VORSICHT! Inmitten des aromatischen Überflusses kannst du jetzt auch Pflanzen begegnen, um die du besser einen Bogen machst. Aber ich will dir keinen Schrecken einjagen. Ich möchte maximal zur Vorsicht beim Pflücken und Sammeln mahnen und dich in jedem Fall mit gewissen Pflanzen näher bekannt machen. Auch bei uns gibt es giftige Pflanzen. Vor und hinter der Haustüre. Wenn man ihnen mit Hausverstand und Umsicht begegnet, kann allerdings nichts passieren.
Die EBSG weiß: "Die Dosis macht das Gift"

Was gilt es zu wissen und zu beachten?
Das wichtigste und erste Gebot beim Pflücken und Sammeln ist:
- Gesammelt werden dürfen prinzipiell nur Pflanzen, die man 100 prozentig kennt.
- Auch gut zu wissen: Manche Pflanzen oder Pflanzenteile sind zwar schwach giftig aber verlieren ihre roh unverträglichen Inhaltsstoffe durch Kochen. Ein Beispiel dafür liefern die roten Beeren der Herzbeere (oder gemeiner Schneeball)
- Interessant zu wissen: Bestimmte Pflanzen sind stark giftig und keinesfalls zum Verkochen oder für die Hausapotheke zu verwenden allerdings gelten sie in der Pharmazie als geschätzte Heilmittel. Der Fingerhut ist zum Beispiel eine bekannte Pflanze die für Probleme mit dem Herzen in der Pharmazie verwendet wird; gleichzeitig aber sehr giftig ist.
- Erfahrene PflanzensammlerInnen wissen, dass manche Pflanzen ihren Anteil an schwach giftigen Stoffen zu einem bestimmten Zeitpunkt verlieren oder umgekehrt, der Anteil an giften Inhalten ansteigt. Der Rhabarber gehört dazu. Ab Mitte Juni steigt die Oxalsäure. Das bedeutet, dass er damit nicht wirklich zu den Giftpflanzen gehört aber zu viel Oxalsäure vor allem einem empfindlichen Körper nicht gut tun kann.
- Und über einige Wildpflanzen und deren Essbarkeit ist man sich einfach uneinig.
Vielleicht verbindest du mit Sauerampfer auch genussvolle Kindheitserinnerungen. Trotzdem sind einige Menschen der Meinung, dass auch Wiesensauerampfer in größeren Mengen leicht giftig sein kann. Auch hier bezieht man sich auf die Oxalsäure, die steigt, wenn der Sauerampfer älter wird.

Manche Wildpflanzen sind gleichzeitig beliebte Gartenpflanzen. Vor allem wenn du Kleinkinder oder Haustiere hast, empfehle ich dir, dich vor dem Anlegen deines Gartens über giftige Pflanzen zu informieren.

Diese Pflanzen gehören zu den bekannten schwach bis stark giftigen VertreterInnen.
Stark giftig in allen Teilen ist zum Beispiel der Gefleckte Aronstab, der Fingerhut, die Kronwicke, die Kuhschelle, die Schneerose, die Herbstzeitlose und das Maiglöckchen.
Der Riesenbärenklau ( auch Herkuleskeule genannt und bis zu 2 Meter hoch) ist ebenfalls stark giftig und löst vor allem eine Kontaktallergie aus, die nach Bestrahlung mit Sonnenlicht schlimme Hautausschläge hervorrufen kann.
2 bis 3 Beeren vom stark giftigen Efeu genügen um erste Vergiftungserscheinungen wie z.B Durchfall, hervor zu rufen.
Auch der häufig an Wegesrändern auftretende Zwergholunder mit den schwarzen Beeren ist stark giftig und darf deshalb nicht mit dem heilkräftigen Holunder verwechselt werden.
Bei der Berberitze ist mit Ausnahme der roten Beeren die gesamte Pflanze giftig. Ähnlich ist es bei der Eibe. Anders beim Liguster. Hier sind die schwarzen Beeren besonders giftig.
Der rosa-violett blühende hohle Lerchensporn und der harmlos aussehende, zarte Milchstern sind ebenfalls giftig. Bei beiden sind es vor allem die Zwiebeln. Giftige Hahnenfußgewächse begegnen dir sowohl am feuchten Bachufer als auch in der Blumenwiese oder am eigenen Teich. Sie sind an den gefiederten, meist behaarten Blättern und den dottergelben Blüten zu erkennen.
Zu den schwach giftigen Pflanzen werden u.a. das Buschwindröschen und das Greiskraut gezählt. Letzteres wurde früher zum Blutstillen bei Nasenbluten verwendet. Der gelbe Hornklee ist wegen der enthaltenen Blausäure ebenfalls für Menschen schwach giftig, für einige Tiere in der Natur ein wertvolles Nahrungsmittel. Der Rainfarn ist bei Kaninchen sehr beliebt. Bei Menschen kann das enthaltene Thujon Übelkeit oder mehr auslösen.
Zu wahrer Berühmtheit hat es der bei uns heimische gefleckte Schierling gebracht. Mit einem Trank aus seinen Früchten oder Wurzeln wurden im Altertum Verurteilte hingerichtet und der Philosoph Sokrates umgebracht. Er gehört mit dem Wasserschierling und der Hundspetersilie zu den giftigsten Doldenblütlern. Er wirkt vor allem auf das Nervensystem. Seine Merkmale sind weiße Doldenblüten, runde, hohle, kahle Stängel, die im unteren Teil rot gefleckt sind und ein Geruch nach Mäuse-Urin.
Das gefährliche ist, dass du ihn bei uns leicht mit dem ungiftigen, schmackhaften Wiesenkerbel verwechselt werden kann. Trotzdem hat er in der Homöopathie auch heute noch Bedeutung. Dort wird der Schierling u.a.bei Drüsenverhärtung, Prostata- und Brustkrebs sowie auch bei Reizhusten eingesetzt.

Genuss oder Gift?
Die Inhaltsstoffe die in Zusammenhang mit Giftpflanzen am häufigsten Vorkommen werden Alkaloide genannt. Viele Pflanzen bilden giftige Alkaloide: Dazu zählen auch die klassischen Zauberkräuter des Mittelalters: Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel. Allerdings enthalten auch beliebte Genussmittel Alkaloide. Kaffee, Tee, Kakao oder Tabak sind gute Beispiele dafür. Und spätestens jetzt fällt dir wahrscheinlich der Spruch vom Urvater der modernen Pharmazie, Paracelsus, ein: „Die Dosis macht das Gift“. In jedem Falle ist davon abzuraten damit zu experimentieren.
Vom Gift zum Heilmittel
Trotz verschiedenster – von Laien als giftig bezeichnete – Inhaltsstoffe werden heutzutage weltweit etwa 50.000 Pflanzen arzneilich genutzt – entweder traditionell in der Volksmedizin, oder in der modernen Medizin. Pflanzliche Heilmittel sind wirksam – je nach Menge eben aber auch giftig.
Und auch sie haben Neben- und Wechselwirkungen. Denn alles, was eine Heilwirkung an einem erkrankten Organ hervorruft, kann an anderen gesunden Stellen im Körper unerwünschte Wirkungen haben. Das bedeutet, dass du auch deinen Lieblingstee nie länger als 8 Wochen lang trinken und dann wieder mit anderen Tees abwechseln solltest. Da gibt es keinen Unterschied zu schulmedizinischen Arzneimitteln.
Es ist das besondere Zusammenspiel der chemischen Substanzen, die in Kombination entsprechende, spezielle Wirkungen hervorrufen. Etliche wichtige Wirkstoffe haben ihren Ursprung in Heil- oder Giftpflanzen. Du kennst sicher das „Aspirin“, welches in natürlicher, schmerzstillender Form als Salicin in der Rinde der Heilpflanze Weide vorkommt.
Und das „Atropin“. Es stammt aus der stark giftigen Tollkirsche, dem Stechapfel oder der Engelstrompete und wird von Profis hauptsächlich in der Augenheilkunde und bei Kreislaufstillstand eingesetzt.
Tja, und obwohl die so genannte Hildegard-Medizin wieder modern und wertvoll geworden ist, würde ich die Empfehlung Hildegards, bei Epilepsie eine Handvoll Maiglöckchen zu essen, nicht weiter geben...
Genieße den Frühling! Alles Gute wünschen dir die Kräuterhexe und die EBSG!

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